Analyse und Förderung

Wenn der Dialog in Gang gekommen ist, können die Dialog-Journale von den Kursleiter/innen zur Lernstandsanalyse und Planung der individuellen Förderung benutzt werden. Der Vorteil: Die Schreibenden bemerken die Diagnostik und Förderplanung meist gar nicht. Es wird alles vermieden, was das psychosoziale Gefüge der Schreibvermeidung verfestigen könnte, und trotzdem muss nicht auf die Analyse der bereits erreichten Fähigkeiten verzichtet werden. Das ist eine wichtige Voraussetzung für die exakte Bestimmung der Zone der nächsten Entwicklung.

Eine Analyse der Texte verrät, welche Prinzipien der Schriftsprache ein/e Kursteilnehmer/in bereits verstanden hat und welches Förderziel für die nächste Zeit realistisch ist. Die Umsetzung der identifizierten Förderziele kann dann sowohl im Unterricht / Kurs als auch innerhalb des Dialog-Journals erfolgen, denn neben der Diagnostik bieten die Dialog-Journale auch die Möglichkeit der indirekten Intervention (Modellierung). Unter Beachtung des Primats der inhaltlich authentischen Antwort kann im Beitrag der Kursleiter/innen indirekt auf bestimmte sprachliche Regeln hingewiesen werden, indem z.B. Satzanfänge fett geschrieben werden oder der Zwischenraum zwischen einzelnen Wörtern besonders
groß gewählt wird - beides ModelIierungstechniken bei Segmentierungsproblemen (zu ModelIierungstechniken vgl. Dannenbauer 1999). Sofern nicht Schreiben oder Sprache Thema des aktuellen Dialogs sind, verfolgt die Lehrperson die Förderziele im Dialog-Journal also ausschließlich implizit und allein durch die Verwendung bestimmter Schriftsprachelemente - optimalerweise jener Elemente, die bei der Analyse der Texte der/des Schreiben lernenden als potenziell nächste Schritte im Schriftspracherwerb identifiziert wurden. Ob und wie die Kursteilnehmer/innen diese indirekten Angebote annehmen, zeigt sich dann in der Fortführung des Dialogs.